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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Gustav Bark


Abbildung entnommen aus Vereinszeitung des 1. FC Nürnberg, 6/1924

geboren am 30. Oktober 1889;

Bark absolvierte von 1911 bis 1924 438 Spiele für den 1. FCN. Mit dem Club errang er 1920, 1921 und 1924 die deutsche Meisterschaft. Er wurde von 1910 bis 1911 zwei Mal in der Schweizer Nationalmannschaft eingesetzt, in der er bereits mit 19 Jahren zu internationalen Ehren kam..

Seinen ersten Auftritt im Nationaltrikot hatte er am 9. April 1910 beim 1:6 in England, wohin er eigentlich nur als Ersatzmann mitgenommen worden war. Nach 10 Minuten musste er aber für den verletzten linken Verteidiger einspringen und spielte so gut, dass er am Schluss auf den Schultern vom Platz getragen wurde. Nicht von den Schweizern, sondern von den Engländern!

Sein erster Auftritt in Nürnberg datiert vom Neujahrstag 1909. Anlass war ein Spiel des FCN gegen den Meister der Schweiz, den FC Winterthur, auf dem Club-Sportplatz in Schweinau. Erst nach dem Spiel, das im übrigen mit 0:6 verloren ging, stellte sich heraus, dass sich die Winterthurer mit Spielern anderer schweizerischer Top-Mannschaften verstärkt hatten. Darunter befand sich auch Gustav Bark von den Old Boys Basel, der zwar der kleinste, aber auch der auffallendste Mitwirkende im Winterthurer Trikot war - “ein fester Brocken, an dem keiner von den unsrigen vorbei kam”, wie sich Hans Hofmann später erinnerte, “die Alten, die wissen noch, was das für ein Kerl war, der biedere Deutschschweizer mit dem Händedruck eines Zyklopen!” Als Mittelläufer stellte er einen ganz besonderen Typ dar: “urwüchsig wie der Mann, so auch sein Spiel, ohne Firlefanz, ohne Schnörkel, dafür aber mit einer rücksichtslosen Wucht.”

Mit dem aus der Nähe von Schaffhausen stammenden Schweizer, der aus beruflichen Gründen 1911 nach Nürnberg gekommen war, um eine Stelle als Maschinenbauingenieur im Konstruktionsbüro der M.A.N. anzutreten, und der die Mannschaft ab 1916 als Spielertrainer führte sowie als Kapitän für den notwendigen Zusammenhalt sorgte, stand dem Club eine energische und außergewöhnliche Führungspersönlichkeit zur Verfügung.

Lediglich für die Endrunde der Deutschen Meisterschaft 1921 wurde, wie auch 1922, mit dem Ungarn Izidor Kürschner ein professioneller Trainer verpflichtet.

Er legte großen Wert auf diszipliniertes Auftreten und führte mit lautstarken Zurufen in unverfälschtem Schwyzerdütsch Regie. Hans Kalb nannte ihn “wohl den größten Verteidiger, der in einer deutschen Mannschaft gestanden ist”. Mit häufigen energischen Vorstößen verstand er es häufig auf eigene Faust Tore zu erzielen. Gerühmt wurden sein Kopfballspiel und seine Schnelligkeit. Lange Jahre war er der schnellste Mann im Team des 1. FCN. Und selbst mit 35 schlug er im Kurzstreckenlauf sämtliche Mitspieler.

Die Markenzeichen des von vielen damaligen Experten als Weltklassespieler titulierten Verteidigers, der übrigens in der Wilhelm-Spaeth-Str. 80 wohnte, waren die kampflustig aufgekrempelten Ärmel mit meist nach außen gestemmten Ellenbogen sowie seine nach innen eingeknickten, unter den Knien wurstförmig mit breiten weißen Bändern abgebundenen Beine.

Aber nicht nur als Spieler war der konditions- und laufstarke Bark, der vor Hans Kalb den Mittelläuferposten eingenommen hatte, eine Stütze der Clubmannschaft. Mit seiner Devise “Nur die Ruhe kann es machen” war er als Spielertrainer, Kapitän und guter Geist der Mannschaft von unschätzbarer Bedeutung. Häufig griff er ein, um bei strittigen Entscheidungen die Hitzköpfe in der Mannschaft im Zaum zu halten, obwohl im selten ein lauter Ausruf entfuhr. Eine Ausnahme bildeten seine an Wolfgang Strobel gerichteten “Wolfl”-Rufe, mit denen er den etwas verträumten Rechtsaußen regelmäßig aufweckte.

Am 12. März 1911 spielte er gegen Union Stuttgart das erste Mal für den 1. FC Nürnberg. Das Spiel ging allerdings mit 1:3 verloren.

Im Jahr 1913 erlitt Bark einen schweren Unfall, der ihn fast ein Jahr lang vom Spielfeld fernhielt.

Auf dasselbe Jahr bezog sich auch ein Bericht, den die Vereinszeitung erst nach Barks Rückkehr in die Schweiz veröffentlichte: “Wie die meisten Fußballspieler war Gustav Bark ein gewaltiger Esser. In dieser Hinsicht hatte er eine Glanzzeit, und die fiel um das Jahr 1913 herum. Wir waren da einmal abends in unserer schmucken Clubwirtschaft auf dem alten Sportplatz in Schweinau versammelt, es gab nur kalte Küche. ‘Was gibt’s denn noch?’ ertönte unsers Gustavs Stimme. ‘Nur noch 15 Knackwürste sind da’, war die Antwort. ‘Nun, die werden Ihnen doch reichen’, meinte schüchtern ein Neuling. ‘Nein, die langen mir nicht! Zahlen Sie die Geschichte, wenn ich damit fertig werde?’ ‘Aber sicher’, meinte ungläubig der andere. ‘Dann sind Sie reingefallen’, war die kurze Antwort Barks. Sprach’s, die Knackwürste wurden gebracht und im Handumdrehen verzehrt und noch ein halbes Dutzend Rollmöpse daraufgesetzt. Ein andermal waren 18 oberfränkische Kartoffelklöße das Opfer, natürlich vom richtigen Kaliber und mit den entsprechenden Zutaten von Schweinshaxen. Trotz dieses blendenden Appetits brachte es Bark fertig, sich auch andrerseits zu gewissen Zeiten Zwang zum Gegenteil aufzuerlegen. Vor jedem Spiel bestand seine Mahlzeit jeweils nur aus 1 Teller Suppe, auch nach dem Spiel lebte er höchst mäßig. Trinker war er nicht, am andern Tag erst stellte sich seine außergewöhnliche Esslust wieder ein. Außergewöhnlich wie diese waren aber auch seine Gegenmaßregeln, um das Fettwerden zu verhüten. Keiner hat so fleißig trainiert wie Bark, sei es in der Halle oder am Sportplatz gewesen, und besonders in der Schonzeit im Juli war er am eifrigsten.”

In den Kriegsjahren hielt er das zusammengeschmolzene Häuflein der Cluberer zusammen. Ihm ist es zu verdanken, dass der Club diese schwere Zeit überstand, da er es als Spielführer verstand, neue Kräfte zu sichten und diese auch zusammenzuhalten.

Aber nicht nur auf  dem Platz war Bark eine dominante Figur. Unter seiner Oberleitung warfen die Club-Mitglieder im Zabo die ersten Erdhügel auf, die als Zuschauerränge dienten. Insgesamt kann durchaus behauptet werden, dass Bark in dieser Zeit den gesamten Verein am Laufen hielt. Unter anderem gab er die “Kriegs-Nachrichten” heraus, einen Vorläufer der Vereinszeitung, die abgekürzt KN hießen und deshalb im Volksmund “Kongo-Neger” genannt wurden. Dr. Pelzner berichtete über diese Zeit: “In die Mittwochssitzungen im Zabo kam Schwung und Begeisterung. Wenn Gustav Bark seine Spielkritik hielt, dann war kein Stuhl frei, auf den Fenstersimsen saßen und zwischen den Tischreihen standen die Cluberer!”

Anlässlich eines Spiels gegen den MTK Budapest, das der Club am 22. Juli 1919 mit 0:3 verlor, wird überliefert, dass Bark vom Spiel der ungarischen Ballvirtuosen so hingerissen war, dass er zeitweise gar nicht mehr daran dachte, selbst ins Spiel einzugreifen. “Heiner!” rief er zu Stuhlfauth hinüber, “die spielen so schön, dass ich zuschauen muss!”

Kurz darauf spielte der Club in Schweinfurt. Vor dem Kampf legte der Mäzen der 05er, Konsul Willi Sachs, den Club-Spielern ans Herz, mit seinen Leuten nicht allzu hart umzuspringen. Mannschaftsführer Bark antwortete ihm: “Gut, wenn sie fair und anständig spielen, machen wir wenig Tore. Wenn sie aber klopfen und holzen, hauen wir ihnen den Kasten voll!” Wie verabredet, spielten die Nürnberger zurückhaltend und führten zur Halbzeit 3:0. Da gelang einem Schweinfurter nach der Pause ein Zufallstreffer. Er und seine Kameraden witterten Morgenluft und fingen an, hart und unfair zu spielen, um mit aller Gewalt aufzuholen. Als die Cluberer das merkten, ging es wie ein Geheimsignal durch die Mannschaft: Jetzt fangen wir an! Im Nu wurden die Schweinfurter erbarmungslos eingeschnürt und Konsul Sachs musste zusehen, wie sein Torwart sechzehnmal hinter sich greifen musste.

Abbildung entnommen aus Riegler: Als Stuhlfauth noch im Tor stand
Der junge Heiner Stuhlfauth mit seinen
Klasseverteidigern Toni Kugler und Gustav Bark

Außer zu bestimmten Anlässen wie zum Beispiel den Meisterschaftsendrunden 1921 und 1922, für die man den Ungarn Izidor Kürschner verpflichtete, verzichtete man beim Club auf das Engagement eines Trainers. Im Normalfall hielt sich die Mannschaft unter Anleitung ihres Spielführers Bark mit “wildem Training” in Form, das heißt, man traf sich regelmäßig am Mittwoch und Samstag und spielte da stundenlang in kleinen oder größeren Gruppen gegeneinander.

An der aufsehenerregenden Spanienreise des FCN im Jahr 1922 konnte Bark nicht teilnehmen. Die Vereinszeitung schrieb dazu: “Bark, der sich ausgerechnet um diese Zeit den Storch ins Haus bestellt hatte, musste begreiflicherweise zurückbleiben.”

In seinem Bericht über das dreieinhalb-Stunden-Endspiel 1922 gegen den Hamburger SV hob Hans Hofmann hervor, dass Köpplinger und Bark am Ende der fürchterlichen Schlacht die beiden einzigen noch “vollkommen frischen” Spieler auf Seiten des FCN gewesen seien, während andere - und sogar der Schiedsrichter - im Verlauf des Marathons bereits vor Schwäche zusammengebrochen waren.. 

Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club
1923 verliert der Club 0:1 gegen Sparta Prag.
Die Kapitäne Bark und Kada bei der Seitenwahl
.

Mit dem Gewinn der dritten Meisterschaft 1924 endete seine Karriere. Er ging aus beruflichen Gründen zurück in die Schweiz. In Neuhausen bei Schaffhausen gründete er eine neue Existenz und hängte den aktiven Fußballsport an den Nagel, blieb ihm aber als Trainer des FC Schaffhausen von 1924 bis 1928 und von 1935 bis 1936 erhalten.

Den Weggang des 35jährigen Bark kommentierte Hans Hofmann so: “Geradlinig wie sein Spiel waren auch seine Anschauungen. Ohne viel Umschweife ging er auf sein Ziel los, ohne viel Federlesens nannte er das Kind beim richtigen Namen. Und als Verwaltungsmitglied des Clubs hat oft sein offenes Wort, wenn es auch hart war wie sein Händedruck, die Zweifler auf seine Seite und die Nörgler zum Schweigen gebracht. Den Spieler Bark hoffen wir im Lauf der Zeit ersetzen zu können, den Mannschaftsführer Bark ersetzen wir nicht mehr!  Möge er all unsern Spielern und unsern Jungen ein leuchtendes Beispiel der Selbstzucht bleiben, jener Selbstzucht, die die Quelle der unversiegbaren Kraft des 35-Jährigen war. Möge auch er, wenn er in die Schweiz, deren ureigener Sohn er immer geblieben ist, zurückgekehrt ist, seine zweite Heimat, die ihn mit Ruhm überschüttet, in der er sich eine Familie gegründet hat, nie vergessen. Der Name des Ehrenspielführers Bark aber bleibt auf immer mit goldenen Lettern in die stolze Geschichte des 1. F.C.N. eingegraben.” Der Club verlieh ihm zum Dank für die Jahre größten Einsatzes die Würde eines Ehrenspielführers. Der Kicker schrieb damals: “Es mögen neue Leute und vielleicht noch bessere kommen, aber wohl keine, die einer ganzen Fußballepoche einen so wuchtigen Stempel, eine so unvergessliche Energie und Durchschlagskraft aufdrücken werden, wie es Gustav Bark und Heiner Träg während langer, langer Jahre im deutschen Fußballsport getan haben!”

Kurz nach seinem Abschied von Nürnberg ließ ihm der Süddeutsche Fußballverband Bark die Verbands-Ehrennadel überreichen.

Hans Pelzner stellte 1922 Barks Bedeutung für den Fußball in Nürnberg folgendermaßen dar: “So lange die Nürnberger Fußball spielen können, zeigten sie ihre Eigenart. Sie nahm ihren Ausgang von einzelnen Persönlichkeiten. Vor 21 Jahren kam der Prophet, der Berliner Viktorianer Servas. Er lehrte die Nürnberger Ballbehandlung, Fertigkeit des Fußes und engmaschiges Zusammenspiel. Seine Schüler - voran das balltechnische Talent eines Michael Steinmetz und später Philipps - vervielfältigten die Möglichkeiten, wuchsen über den Lehrer hinaus und schufen sich - am Prüfstein auswärtigen Könnens erprobt - neue und eigene Methoden. Die Entwickelung hatte bis etwa in die Jahre vor dem Kriege einen ganz einheitlichen Verlauf genommen und war bis zu einem hohen Grad der Vollendung gediehen. Da traten mit Bark und Träg Kräfte in die Mannschaft, die eine bedeutungsvolle Einwirkung ausübten. Sie brachten die urwüchsige Kraft und Ausdauer. War bis dahin mitunter die Spielweise eleganter und kunstfertiger sogar, sie blieb doch zu weich und konnte sich nicht bis zum letzten Enderfolg durchsetzen. Jetzt - wo die persönliche Einzeltechnik in Riegel immer noch einen Träger fand, der für eine ganze Generation Schule macht - kam die Wucht und die eiserne Energie als Waffe hinzu, erworben und gestützt durch eine beispiellose Wettkampfpraxis, die hiezu ja die unerlässliche Bedingung bedeutet.”

2006 wird der Block 1a in der Nordkurve des Nürnberger Stadions zu seinen Ehren nach ihm benannt.