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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Georg “Hauptmann” Köhl

Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club

geboren am 19. November 1910; gestorben am 15. Januar 1944.

Köhl absolvierte von 1929 bis 1943 490 Spiele für den 1. FCN. Er errang mit dem Club die Meisterschaft 1936 sowie die Pokalsiege 1935 und 1939. Mehrfach wurde er in süddeutsche Auswahlmannschaften berufen. Einmal hütete er das Tor der deutschen Nationalmannschaft.

Sein Debüt feierte er im Oktober 1929 im Spiel gegen die SpVgg Hof. Nach anfänglich guten Leistungen, ließ er stark nach und konnte in vielen Spielen nicht überzeugen. Im Juni schrieb Trainer Jenö Konrad sogar: “Bei uns ist der Sturm ständig in guter Form. Die wechselnden Erfolge und Misserfolge habern in dem rückwärtigen Mannschaftsteil ihre Ursache. Am unzuverlässigsten sind Köhls Leistungen.”

Berühmt war der Nachfolger Stuhlfauths - ganz im Gegensatz zu diesem - für seine “Flüge” quer durch den Strafraum. Sie brachten ihm den Spitznamen ein. Damals war nämlich sein Namensvetter “Hauptmann Köhl” als Ozeanflieger sehr berühmt. Spaniens Torhüterlegende Ricardo Zamora lobte Köhl mit den Worten: “Stuhlfauth hat einen würdigen Nachfolger gefunden.” Er bestach durch seine große Fangsicherheit. Nur selten wehrte er einen Ball mit der Faust ab. Bei Freistößen ließ er nie eine Mauer zu.

Mit seinem Outfit - modischer Anzug, prächtige Naturwellen - flogen ihm die Herzen der Frauen nur so zu.

Einen seiner spektakulärsten Einsätze erlebte Köhl 1930, als eine Prager Auswahl die Kombination Nürnberg/Fürth mit 6:1 besiegte. An Stelle von Heiner Stuhlfauth hütete ein Ersatzmann das Tor, den die Prager derartig hypnotisierten, dass er vier haltbare Schüsse ohne die geringste Gegenwehr passieren ließ. Im Kicker hieß es: “Es geschah zum ersten Mal auf einem Nürnberg/Fürther Platz, dass die Zuschauer stürmisch die Herausstellung eines Spielers nicht wegen unfairer Haltung verlangten, sondern wegen mangelhafter Arbeit.” Der Unglücksrabe im Tor wurde zwar zur zweiten Halbzeit ausgewechselt, aber auch Köhl konnte den Schaden nicht mehr wettmachen.

Im Dezember 1932 wurde er in die süddeutsche Auswahl berufen, die ein Spiel gegen eine Stadtauswahl von Paris austrug.

In seinem Weihnachtsspiel des Jahres 1932 dichtete Dr. Pelzner:

“Es zogen drei Burschen wohl über den Rhein,
sie zogen in Frankreichs Hauptstadt ein.
Wo liegt Paris? Paris dahier!
Den Finger drauf, das nehmen wir!
Der Hauptmann, der Sterz und der Urbel Krauß,
die rissen den DFB wieder raus.

Dem ham sie’s in sei Stammbouch troug’n,
wo er mouß seine Spieler souch’n.
Wart blouß bis Pfingsten fällt in März,
dann merkt’s a nu der Trainer Nerz.”

Einer der ersten Höhepunkte in seiner Karriere war das Meisterschaftsendspiel 1934, das der Club mit 1:2 gegen Schalke 04 verlor. Der Club führte durch ein Tor von Schorsch Friedel mit 1:0, doch in der zweiten Halbzeit spielte nur noch Schalke. Die Clubabwehr wankte, doch sie fiel nicht. Bis zur 87. Minute. Nach einem Eckball köpfte Fritz Szepan aus nächster Nähe zum 1:1 ein. Vergeblich reklamierten die Cluberer ein Foulspiel. Augenzeugen beschwören noch heute, Torwart Köhl sei beim Ausgleichstreffer behindert worden. Sterz Munkert sah die Szene so: “Drei Minuten noch. Eckball gegen den Club. Szepan erwischte den Ball mit dem Kopf. Das Leder flog weder plaziert noch scharf in Richtung Köhl. Unser Hauptmann konnte seine Fangarme nicht hochnehmen, da Kuzorra aus dem Spielgeschehen raus seinen rechten Arm über Köhls Arme gelegt hatte.” Ernst Kuzorra machte dann mit dem 2:1 in der 90. Minute alles klar.

Im Frühjahr 1935 urteilte die Berliner “Fußballwoche” über Köhl: “Ein Tormann, der sehr elegant fängt, springt und gescheitelt ist und Hochbälle mit Grandezza herunterholt. Gesamteindruck sehr gut, bis auf bekannte Leichtsinnigkeiten.”

Im April 1936 widmeten Anhänger aus Leipzig Schorsch Köhl einen Ehrenhelm und folgendes Gedicht:

“Als Mensch, wie als Spieler ein goldiger Schelm,
das ist ‘Hauptmann’ Köhl, drum verdient er den Helm.
Der Helm zur Parade, die so oft ihm glückt,
denn wir wissen, wie gern sich der Hauptmann schmückt.
Halt ihn in Ehren, nimm ihn mit nach Haus
und ruh nie auf deinen Lorbeeren aus.
Dieser aus Stahl, er sei Dir gebracht,
wenn’s mal in Deinem Gehäuse kracht.”

Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Szene aus dem siegreichen Endspiel von 1936 gegen Fortuna Düsseldorf

Im Mai 1937 veröffentlichte die Vereinszeitung das Gedicht eines Anhängers aus Essen, in dem er die Mannschaft des FCN über den grünen Klee lobte. Darin hieß es:

“Zu aller erst sei hier genannt
der Torwart Köhl, gar wohl bekannt.
Er hält den Ball in jeder Eck’,
er faustet ihn, schon ist er weg.
Oh Köhl, mach weiter so im Leben,
du wirst dem Club stets Freude geben.”


Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
1939 besiegt der Club im Pokalfinale den SV Waldhof.
Links der Waldhöfer Erb, in der Mitte Willy Billmann.

Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
1940 unterliegen die Nürnberger im Pokalendspiel dem Dresdner SC.
V.l.n.r.: Pfänder, Carolin (halb verdeckt), Köhl und Abel Uebelein.

Im Herbst 1939 wurde der Hauptmann als einfacher Soldat zum Kriegsdienst eingezogen. 1941 wurde er an die Ostfront versetzt.

Am 26. September 1943 stand Schorsch Köhl zum letzten Mal im Clubtor. Nach Beendigung eines kurzen Fronturlaubes musste er wieder in den Krieg. Er starb in einem Lazarett in Krakau an den Folgen einer schweren Kriegsverletzung. Er hatte infolge eines Armdurchschusses eine Infektion erlitten und nur eine Amputation hätte ihn retten können. Die Fortsetzung seiner Torhüterkarriere war gefährdet. So weigerte sich Köhl, den Arm abnehmen zu lassen.