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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Josef “Seppl” Schmitt

Abbildung entnommen aus 75 Jahre 1. FC Nürnberg

geboren am 21. März 1908; gestorben am 16. April 1980.

Seppl Schmitt absolvierte von 1926 bis 1940 605 Spiele für den 1. FCN. 1927 und 1936 errang er mit dem Club die deutsche Meisterschaft. 2mal trug er das Nationaltrikot.

Den gewaltigen Zulauf, den die Sportvereine - und natürlich auch der Club - am Ende des ersten Weltkrieges erlebten, erklärte er folgendermaßen: “Diese Generation kam aus den Schützengräben, zog die Uniform aus und war arbeitslos. Die Jugend floh die ewigen häuslichen Sorgen und fand eine zweite Heimat in den Sportvereinen.”

Clubtrainer Fred Spiksley holte den jungen Seppl, der schnell zum neuen Stern am Nürnberger Fußballhimmel werden sollte, von der Jugend, der er sich 1924 angeschlossen hatte, in die erste Mannschaft.

Schmitt war ein beweglicher Mittelstürmer, ein hervorragender Techniker mit viel Spielübersicht. Lange Jahre war er der Kapitän der Clubmannschaft.

Noch vor Beginn seiner Karriere in der ersten Mannschaft hatte der gelernte Mechaniker nach einer Verletzung die Fußballschuhe schon an den Nagel hängen wollen. Er trat der Schwimmabteilung bei und tummelte sich als Wasserballer eifrig im Club-Bad herum. Aber schon bald zog es ihn auf den Fußballplatz zurück. am 1. August 1926 gab er in Hamburg seinen Einstand. Er schlug auf Anhieb gut ein und trumpfte beim sensationellen 9:1-Kantersieg gegen den HSV wie ein alter Routinier auf.

Seine erste Erwähnung in der Vereinszeitung nach einem Spiel gegen die SpVgg Fürth im August 1926 lautete: “Sepp Schmidt, der junge Sturmführer, wird, wenn er noch etwas schneller startet, ein brauchbares Glied der 1. Mannschaft werden. Der vielfach geäußerten Einwendung, dass Sepp noch zu jung wäre, muss entgegengesetzt werden, dass unsere sämtlichen Spieler bereits mit 18 Jahren in ersten Mannschaften spielten, manche waren noch jünger.”

Im Februar 1927 schrieb die Vereinszeitung in der Rubrik “Unverbürgte Nachrichten”: “Bekanntlich kam Schaffer nur nach Nürnberg, um Kalb zu entdecken, genau so verhielt es sich mit Fred Spicksley, nur war das Objekt diesmal der Schmitts Seppl. Als Spicksley von Mexiko abfuhr, segelte er umgekehrt wie Columbus nach Osten, auf diese Weise gelangte er am Freitag abend vor dem H.S.V.-Spiel nach Nürnberg. Anderntags setzte er die Segelei nach Osten fort und erreichte wohl oder übel Zabo. Auf dem Wege dorthin kam ihm ein junger Mann in die Quere, der im Spiel mit noch jüngeren eine Konservenbüchse im Nachschuss zu einem Blechbatzen verwandelte. Auf den stürzte sich Spicksley (auf den jungen Mann, nicht auf den Blechbatzen): ‘Are you the little Smith?’ ‘Der bin i’, sagte bescheiden der Angerufene. Und so wurde Schmitt entdeckt und spielte anderntags erfolgreich gegen den H.S.V.”

1928 gehörter er als Sturmführer zur deutschen Olympiaauswahl bei den Spielen in Amsterdam.


Abbildung entnommen aus Vereinszeitung des 1. FC Nürnberg, 4/1932

1932 gründete er zusammen mit seinem Bruder Fritz einen Tabakladen am Plärrer, genau  gesagt in der Gostenhofer Hauptstr. 15. Lange Jahre war dieser der Treffpunkt des harten Kerns der Clubfans. Nach dem Krieg kam noch eine Toto- und Lottoannahmestelle dazu, die bis in die 70er Jahre bestehen blieb. Anfang der 50er Jahre kam eine Filiale im Waffenhof am Königstor dazu.

Kurz vor Weihnachten desselben Jahres verfasste der Schriftleiter der Vereinszeitung folgenden Aufruf: “Seppl Schmitt bittet mich, unsere Mitglieder daran zu erinnern, dass sie für den eigenen Bedarf und zu Geschenkzwecken noch Zigarren, Zigaretten, Virginier, Stumpen oder andere Rauchwaren besorgen wollen und dies genauso gut auch beim ihm tun können. Dort können Sie auch ein kleines Plauderstündchen einschalten. Sie erfahren stets etwas Neues. Also:

Solltest zum Rauchen
Du etwas brauchen,
Nimm es dir mit
Beim Seppl Schmitt!”

In seinem Weihnachtsspiel des Jahres 1932 dichtete Dr. Pelzner:

“Zum Zigarrenlodn kummt a Mo
von weit her mit der Eisaboh’.
Weil er den “Kapitän” will seng,
kaft er sich extera des d’weg’n
zwa Schachteln Zirzi, denn ihn freia
die Fußballbildla drin, döi neia.

Sei Bsouch, dös wor a Metzgersgang.
Der Seppl bleibt nachts aus recht lang,
drum hat für ihn die Morgenstund
natürlich a ka Gold im Mund.
Dem Sepp sei Brouda expliziert,
wöi schwer des Training an geniert;
daß - wie bei Kindern - stets die braven
doch die sind, die am längsten schlafen.”

Von 1933 bis 1935 hieß der Trainer des 1. FCN Alfred Schaffer. Einmal zeigte ihm sein Lieblingsschüler Seppl Schmitt in einer fröhlichen Stammtischrunde einen Ring, den er zu einem Jubiläum bekommen hatte. Schaffer musterte ihn mit der kritischen Miene eines Sachverständigen und warf ihn kurzerhand zum Fenster hinaus. Der Tischrunde blieb vor Schreck der Mund offen stehen. Aber er beschwichtigte sie: “Wos is? Stein war sich nur Lapislazuli. Ist sich nicht schad drum. Aber Schaffer wird machen auf seine Goldkiste und wird schenken seine Freund Ring aus echtem Gold.” Selbstverständlich hielt er Wort. Seppl Schmitt hielt den Ring ein Leben lang in Ehren.

Seppl Schmitt bildete eine Schlüsselfigur in Schaffers taktischen Plänen. Er war der überlegte Stratege, der im Stil seines großen Budapester Lehrmeisters das Spiel aus der Tiefe heraus aufzog, vor allem seine Außenstürmer mit millimetergenauen Vorlagen losjagte und mit genialen Spielzügen die gegnerische Hintermannschaft mattzusetzen verstand. Die Pässe des blonden Halblinken waren oft schon halbe Tore. Mit ihm stand und fiel die Clubelf eine lange Zeit. Er war sozusagen der Kopf und die Seele Mannschaft und stets darauf bedacht, das Erbe seines großen Lehrmeisters zu bewahren. Also sorgte er dafür, dass die Geselligkeit und die Kameradschaft hochgehalten wurden. Er setzte auch durch, dass die Clubelf zu Auswärtsspielen grundsätzlich einen Tag vorher anreiste.

Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Im Endspiel von 1934 schlägt Schalke 04 den Club mit 2:1.
Hier klärt Torhüter Mellage vor dem heranstürmenden Seppl Schmitt.

Auf der Weihnachtsfeier 1935 bekam Seppl Schmitt - wohl aus gegebenem Anlass - folgendes Verslein zu hören:

“O Seppala, sei auf der Hut
und meide die Befeuchtung!
Die inn’re tut dem Sport nicht gut,
sie dient nur zur Erleuchtung.”

Anlässlich des 1935er Pokalsiegs über Schalke 04 berichtete die Deutsche Sport-Illustrierte begeistert: “Seppl Schmitt, abgekämpft, schmutzbedeckt, aber mit leuchtenden Augen, weiß vor lauter Freude sich kaum zu fassen: ‘Es war ein herrlicher Kampf, der zu den schönsten meiner Laufbahn gehört. Jeder hat sein bestes gegeben, soviel sogar, dass jetzt noch kaum irgendein Nerv da ist.”

Im April 1936 widmeten Anhänger aus Leipzig Seppl Schmitt einen Ehrenhut und folgendes Gedicht:

“Germanischer Typ, blonder Lockenschopf,
gesundes Gebiß und stets klaren Kopf,
das ist, ich sag’s ohne viel Gepäppel,
des Club’s Kapitän - ‘Schmidt’ - unser Seppl.
Als Führer der Mannschaft immer bestrebt,
ein Vorbild zu sein, wie er leibt und lebt.
Nimm deshalb diesen Ehrenhut
und führe die Mannschaft weiter so gut.”

Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club
1936 schlägt der Club im Halbfinale der Meisterschaft Schalke 04 mit 2:0.
Gauleiter Streicher gratuliert hier v.l. Karl Gußner, Seppl Schmitt und Tipfi Oehm
.


Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Nach dem gegen Düsseldorf gewonnenen Endspiel 1936 werden Seppl Schmitt (links) und Richard Schwab im Triumphzug vom Platz getragen. Rechts marschiert Tipfi Oehm.

Im Meisterschaftsendspiel 1937, das der Club mit 0:2 gegen Schalke verlor, wurde Schmitt in der 60. Minute vom Platz gestellt. Der ansonsten ruhige, besonnene Nürnberger Stürmer hatte nach einem verlorenen Zweikampf gegen den Schalker Kalwitzki übel nachgetreten und musste das Feld verlassen. Mit nur zehn Mann hatte der Club natürlich erst recht keine Chance.

Er war der Trainer der Meistermannschaft von 1948. Über die Erfolge dieser berühmten Mannschaft sagte er: “Wir spielen kein System, wir spielen Fußball. Das ist unsere ganze Zauberformel.”

“Der Krieg beendete meine Laufbahn”, gab er später bedauernd zu Protokoll.