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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Fritz Servas

Abbildung entnommen aus 75 Jahre 1. FC Nürnberg

Servas absolvierte ab 1902 39 Spiele für den 1. FCN.

Mit ihm hatte der Club seinen ersten Klassespieler.

Im Sommer 1902 war er auf der Deutschherrenwiese aufgetaucht und den Kickern des  1. FCN nicht nur durch seinen seltsamen Dialekt, sondern auch durch sein exzellentes Fußballspiel aufgefallen. Er war ein Spieler der erfolgreichen Berliner Britannia, den es beruflich an die Pegnitz verschlagen hatte. Seinen Einstand gab er bereits im Herbst des Jahres. Die Bayern aus München hatten die Nürnberger zu einem Wettspiel um die Bayerische Meisterschaft herausgefordert und tippten selbstbewusst auf ein 15:0. Tatsächlich war das Spiel eine äußerst einseitige Angelegenheit. Der Ball lief reibungslos durch die Reihen der Münchner, die Nürnberger hetzten chancenlos hinterher. Einzig Servas hatte man es zu verdanken, dass die Niederlage mit 0:6 dann noch einigermaßen glimpflich ausfiel. “Er war der Turm in der Schlacht, und die Angriffe zerschellten überall, wo er zugegen war”, schrieb Emil Dürbeck in seinen Erinnerungen.

Trotz der Schmach hatte diese Niederlage für den Club letztendlich auch positive Folgen: Man wusste jetzt um die eigenen Mängel. Allzu offensichtlich hatte sich gezeigt, dass Ballbehandlung, Zusammenspiel und Schnelligkeit verbessert werden mussten. Und in Fritz Servas hatte man den Mann, der geeignet war, diese Mängel zu beheben. Er brachte den immer noch von der Spielweise des Rugby beeinflussten Clubspielern die Grundprinzipien der Ballbehandlung bei. Galt bis dahin noch derjenige als bester Fußballer, der den Ball mit der Fußspitze am weitesten stoßen konnte, so zeigte Servas seinen Mitspielern, dass es beim Fußball vor allem auf das Stoppen und Schießen mit der Innenseite ankommt. Auch das Kopfballspiel, bislang vollkommen unbekannt, wurde unter seiner Anleitung nun regelmäßig geübt. Bei vielen Spielern blieb der Erfolg aber aus, denn wer nicht regelmäßig zu den Übungseinheiten kam, blieb schnell zurück.

Auf kuriose Weise fand der Einfluss des “Vaters des Nürnberger Zusammenspiels” auch sprachlich seinen Niederschlag. Servas hatte die Angewohnheit, immer “häpp” zu rufen, wenn er den Ball schnell zugespielt haben wollte. Es dauerte nicht lange, da hatte sich die ganze Mannschaft dieses “häpp” angewöhnt. Daraus bildete sich das Verb “häppen”, das bald unter der gesamten Fußballjugend Nürnbergs üblich wurde als Bezeichnung für “den Ball schnell und sicher zuspielen”.

Freilich hatte das Training von Servas auch einen Pferdefuß. Denn schnell stellte sich heraus, dass die meisten der Clubspieler zu alt und zu ungelenkig waren, um von seiner Geschicklichkeit noch Wesentliches zu lernen. Hingegen erwiesen sich die jungen Spieler als äußerst lernfähig. Die Konsequenz war, dass die Alten binnen weniger Jahre jungen Spielern Platz machen mussten.

Hans Pelzner stellte 1922 Servas’ Bedeutung für den Fußball in Nürnberg folgendermaßen dar: “So lange die Nürnberger Fußball spielen können, zeigten sie ihre Eigenart. Sie nahm ihren Ausgang von einzelnen Persönlichkeiten. Vor 21 Jahren kam der Prophet, der Berliner Viktorianer Servas. Er lehrte die Nürnberger Ballbehandlung, Fertigkeit des Fußes und engmaschiges Zusammenspiel.”

Nebenbei sei noch erwähnt, dass er es war, der die schwarze Hose als Bestandteil der Spielkleidung einführte.

Fälschlicherweise glaubte man in Nürnberg, dass man es sich leisten könne, den genialen Spielführer als Entwicklungshelfer an die SpVgg Fürth ausleihen zu können. Während er in Nürnberg als Spielertrainer fungierte, betreute er gleichzeitig die Mannschaft der SpVgg. Die Folge: Das Kleeblatt wurde 1914, also sechs Jahre vor dem FCN, deutscher Meister.

Später lebte Servas in Eubingen in Baden.