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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Peter Stocker

geboren am 30.6.1953;

Stocker absolvierte von 1975 bis 1978 90 Zweitligaspiele für den Club, in denen er 3 Treffer erzielte. Von 1978 bis 1983 spielte er 118mal in der Erstligamannschaft und schoss 2 Tore. In der Saison 1979/80 wurde er 40mal in der Zweitligamannschaft eingesetzt, wobei ihm 3 Treffer gelangen. Insgesamt trug er 447mal das Clubtrikot.

Gewogen und für zu leicht befunden wurde Peter Stocker 1974, als er beim 1. FC Nürnberg ein Probetraining absolvierte. Trainer Hans Tilkowski schickte den beim SV Gendorf kickenden Abwehrspieler wieder in seine oberbayerische Heimat zurück. Mit dem wohlgemeinten Rat, er solle sich verbessern und sich dann wieder am Valznerweiher vorstellen. Stockers Reaktion:  „Ich habe nicht resigniert, und nach einem Jahr mit Wacker Burghausen in der Bayernliga bin ich wieder in Nürnberg aufgekreuzt.“ Beim zweiten Versuch fand er Gnade vor den gestrengen Augen des ehemaligen Nationaltorhüters Tilkowski und wurde als Profi verpflichtet.

Der kantige, kompromisslose, aber auch offensivstarke Burgkirchener Verteidiger war acht Jahre lang unumstrittener Stammspieler und erlebte die Aufstiege von 1978 und 1980 mit.

Dass er ausgerechnet nach Nürnberg kam, hatte der Club eigentlich dem Manager des FC Bayern, Robert Schwan, zu verdanken, der Stocker ein Angebot gemacht hatte. Er handelte sich jedoch einen Korb ein, weil er - nicht der Spieler - zu viel verlangte. Stocker hätte auf den Besuch der Schule für Inneneinrichtung verzichten sollen, was für ihn jedoch nicht in Frage kam: “Wenn ich mit dem Fußball aufhöre, dann muss ich total abgesichert sein.” Deshalb hätte er auch in Nürnberg nie eine Vertragsverlängerung akzeptiert, wenn sein berufliches Ziel aufgrund dessen nicht erreichbar gewesen wäre.

Trainer Hans Tilkowski wollte ihn bei seinerm Abschied eigentlich mit nach Bremen nehmen. Stocker dazu: “Es war alles schon fast perfekt. Aber ich bin schließlich doch geblieben, weil es mir beim Club gefiel und ich außerdem ausgesprochen bodenständig bin.” Anders sah die Situation aus, als sich der FC Bayern München für ihn interessierte: Der ehemalige FCN-Mitspieler Uli Hoeneß - mit ihm ist Stocker noch heute eng befreundet - wollte ihn in seiner Eigenschaft als neuer Manager verpflichten. Den ihm schon vorliegenden Vertrag konnte Stocker aber nicht unterzeichnen, weil der neuverpflichtete Trainer Pal Csernai sein Veto einlegte.

Stocker war ein Spieler, der den Gegner nicht schonte, aber ebensowenig sich selbst. Die Club-Revue schrieb im Juni 1978: “Aus diesem Holz müssen Profis im harten Fußballgeschäft dieser Tage geschnitzt sein!” Die Begabung eines Topspielers war ihm nicht in die Wiege gelegt, er musste sich durch großen Fleiß nach oben kämpfen. Seine Selbsteinschätzung: „Ich war wirklich kein Filigrantechniker, aber ich habe in meiner Aktivenlaufbahn für den Club die größte Effizienz herausgeholt.“

Abbildung entnommen aus Club-Revue 6/78
Zweikampf zwischen Peter Stocker und Horst Hrubesch
im ersten Aufstiegsspiel gegen Rot-Weiß Essen in Nürnberg.

Im zweiten Aufstiegsspiel des Jahres 1978 gegen Rot-Weiß Essen blieb ihm nichts anderes übrig, als den anstürmenden Frank Mill mittels Foulspiel zu stoppen, da seine Kameraden sich 60 Sekunden nach dem gerade erzielten 2:1-Führungstreffer immer noch am Mittelkreis in den Armen lagen. Der fällige Elfmeter wurde von Horst Hrubesch zum 2:2 verwandelt. Dank des überragenden Manni Müller blieb es bei diesem Ergebnis – und der Club war aufgestiegen. Dabei hätte Stocker an diesem Tag beinahe nicht mitspielen können. “Am Freitagfrüh hatte ich schon alle Hoffnungen aufgegeben”, berichtete er hinterher. Nach einer Verletzung konnte er am Morgen nicht einmal richtig laufen. Masseur Toni Brablek fuhr daraufhin mit ihm ins Stadion und ließ ihn eine halbe Stunde lang Treppensteigen. Nach einigen weiteren Behandlungen war Stocker dann doch spielbereit.

Im Februar 1982 schockte folgende Meldung des Kicker die Nürnberger Anhänger: “Das hat dem Club noch gefehlt: Bei Peter Stocker wurde eine Netzhautablösung am linken Auge festgestellt. Man nimmt an, dass sich Stocker die Verletzung schon vor einiger Zeit durch einen Schlag zugezogen hat. Er selbst kann sich nicht genau erinnern. Im Krankenhaus wurde festgestellt, dass die Sehfähigkeit auf dem Auge derzeit nur 10 Prozent beträgt. Man hofft, sie wieder auf 90 Prozent hinzubringen.”

Abbildung entnommen aus Kicker/Sport-Magazin 34/82
Szene aus dem Bundesligaspiel Bayern - 1. FCN in der Saison 1981/82 - Endstand 1:1:
Peter Stocker im harten Zweikampf mit Dieter Hoeneß.

Er war einer der Helden des Pokalfinales vom 1. Mai 1982 gegen den FC Bayern, vor dem er noch angekündigt hatte: “Wir werden über uns hinauswachsen! ... müssen.” Leider wurde er auch zum tragischen Helden, denn Schiedsrichter Hennig pfiff nach einem Laufduell zwischen ihm und dem Münchner Kraus beim Stand von 2:2 Elfmeter. Die Fernsehkameras aber bewiesen eindeutig, dass Stocker Kraus überhaupt nicht berührt hatte. Breitner verwandelte zum 3:2 – das Spiel war zugunsten der Bayern gekippt. Stocker meinte nach dem Spiel: “10 Minuten davor hatte es die gleiche Situation gegeben. Ich hatte genau gemerkt, dass er sich den Ball vorlegte und darauf aus war, ich könnte ihm in die Beine fahren, aber ich habe das Laufduell gewonnen. Beim Elfmeter habe ich ihn überhaupt nicht getroffen. Hätte er sich nicht fallen lassen, wäre ich auf alle Fälle vor ihm am Ball gewesen, denn ich bin schneller als er. Und dann macht der auch noch auf ohnmächtig!” Mehrere Clubspieler erzählten auch, dass der am Boden liegende Kraus nach der Elfmeterentscheidung gelacht habe: “Ein Toter, der lacht - wo gibt’s denn sowas?”

Schwere Vorwürfe musste sich Stocker nach dem vorletzten Spiel der Saison 1981/82 beim    1. FC Kaiserslautern gefallen lassen. Der Kicker schrieb: “Für Libero Neues war der Ausfall von Bongartz ausschlaggebend dafür, warum es im zweiten Spielabschnitt nicht mehr laufen wollte. ‘Der Ball war schon weg. Stocker ging nur auf die Knochen’, zeigte er für den überharten Einsatz des Nürnbergers keinerlei Verständnis. Bongartz, dem bei Stockers Foul der Schuh wegflog, erlitt eine fünf Zentimeter lange Risswunde an der Innenseite des rechten Fersenbeins.”

Mit seinem Ausscheiden nach 10 Jahren am Ende der Saison 1982/83 endete eine beispielhafte Laufbahn. Der gelernte Raumausstattermeister war stets ein Vorbild an Einsatzfreude, dem die Pflichten eines Profis nicht erst langwierig nähergebracht werden mussten. In seiner letzten Saison beim Club wurde er auf den unterschiedlichsten Positionen eingesetzt. Dazu meinte er nur lapidar: “Ich spiele eben da, wo mich der Trainer hinstellt - notfalls auch im Tor.”

Bereits in den 80er Jahren übernahm der Raumausstattermeister, der während seiner Nürnberger Zeit bei Präsident Roths Firma ARO gearbeitet hatte, das elterliche Möbelunternehmen in Burgkirchen bei Burghausen. Während seiner gesamten Nürnberger Zeit nutzte er jede sich bietende Gelegenheit zu einem Besuch in der Heimat. “Ich bin krank, wenn ich 14 Tage lang nicht zuhause gewesen bin”, gestand er.

1992 war Stocker für kurze Zeit Lizenzspielerobmann des Club. Dazu urteilte er später: „In einem intakten Verein wäre es trotz der zeitlichen Belastung weitergegangen, aber der Club war damals nicht intakt.“ Dabei hätte er im Prinzip gerne weitergemacht, „denn die Mischung aus Sport und Finanzen liegt mir“.

Seit 1990 betreibt Peter Stocker in Erlangen-Tennenlohe das „Domicil“-Einrichtungshaus. „Da meine Kinder inzwischen erwachsen und aus dem Haus sind, ist das für meine Frau und mich kein Problem mehr, zumal wir die Firma in Burgkirchen verkauft haben“, sagt er. Nach einigen Jahren völliger Fußball-Abstinenz („Das hat mich nicht mehr interessiert“) ist die Anteilnahme speziell am 1. FC Nürnberg wieder zurückgekehrt. Inzwischen ist er Stammgast bei den ehemaligen Club-Kickern, die sich regelmäßig einmal im Monat montags in der Gaststätte Endersgarten im Zabo treffen. Eng verbunden ist er mit Dieter Nüssing, der am Valznerweiher als Koordinator für den Amateur- und Nachwuchsbereich fungiert. Eine Mitarbeit auf diesem Sektor kann sich der einstige „Eisenfuß“ durchaus vorstellen, wenn der Verein daran Interesse bekunden würde. In diesem Fall - darauf legt Stocker großen Wert - würde er auch kein Gehalt beanspruchen.