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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Roland “Rolli” Wabra

geboren am 25. 11. 1935; gestorben 17. 10. 1994.

Wabra absolvierte von 1957 bis 1963 157 Oberligaspiele für den Club. Von 1963 bis 1969 wurde er in 146 Bundesligabegegnungen eingesetzt. Insgesamt stand er 523mal für Nürnberg auf dem Platz und erkämpfte mit der Mannschaft 1961 und 1968 die deutsche Meisterschaft sowie 1962 den DFB-Pokal. Hans Tilkowski nannte ihn 1968 „einen der besten, zuverlässigsten und sachlichsten Torhüter des letzten Jahrzehnts“.

Der ruhige, bescheidene Bursche wurde in Prag geboren, lebte aber seit 1945 in Deutschland und wuchs in Windsbach und Unterreichenbach auf. Dort hütete er schon mit 16 Jahren das Tor der ersten Mannschaft. Eigentlich hatte er allerdings als Handballer beim TV 46 Schwabach begonnen. Dann jedoch wechselte er zum Fußball. Daheim wurde das gar nicht gerne gesehen, und erst, als er erklärte, er müsse eine Strafe zahlen, wenn er die Fußballer jetzt wieder im Stich ließe, gab seine Mutter ihren Segen. Als ehemaliger Linksaußen hatte er eine gute Übersicht und ein hervorragendes Stellungsspiel und war – ganz in der Tradition Stuhlfauths – auch ein guter Feldspieler. Wie bei so vielen späteren Torhütern war sein erster Einsatz zwischen den Pfosten eine Notlösung, da die Schwabacher Schülermannschaft keinen Torhüter hatte. Auf der Linie war er reaktionsschnell und vor allem fangsicher. Wo andere fausten, hielt er den Ball fest.

Wie viele Fußballer war auch Wabra abergläubisch. Unter seinem Torwartpulli trug er immer das Trikot mit der Nummer 13. Manchmal versteckten es seine Mannschaftskameraden, um ihn zu ärgern. Der Erfolg war ihnen garantiert, denn der Rolli wurde jedes Mal fuchsteufelswild.

Der gelernte Schneider, der später als Speditionskaufmann tätig war bevor er einen Friseursalon betrieb und schließlich in die Versicherungsbranche überwechselte, stieß Mitte der 50er Jahre auf Empfehlung von Gunter Baumann und Gerhard Bergner zum FCN und wurde ab und zu in der Reservemannschaft eingesetzt.

Sein Debüt in der ersten Mannschaft feierte er am 26. Dezember 1955 in einem Freundschaftsspiel bei Bayern München. Die Vereinszeitung schrieb: “In der zweiten Halbzeit stellte sich Wabra als guter Tormann vor.”

Zu seinem zweiten Einsatz kam er am Karsamstag 1956 in einem Freundschaftsspiel gegen Rambla Juniors Montevideo, das der Club mit 5:1 gewann. Die Vereinszeitung schrieb darüber: “Der Tormann Wabra, der für Fößel in der zweiten Halbzeit eintrat, ist nicht weniger reaktionsschnell als Schaffer und Fößel - er hielt auch einen Elfmeter -, so dass wir in der Tormännerfrage ohne Sorgen sind.”

Er war beim Club in der Saison 1957/58 der Nachfolger von Edi Schaffer, der die Torwandhandschuhe an den Nagel gehängt hatte, nachdem ihn Wabra im vorletzten Saisonspiel 1956/57 aufgrund einer Verletzung vertreten musste. Schaffer wollte dem Club von da an nur noch in Notfällen zur Verfügung stehen. Trainer Widmayer beherzigte die alte Fußballweisheit, dass der Aufbau einer Mannschaft von hinten heraus zu erfolgen hat. Daher nahm er Wabra beim Torwarttraining in der Sprunggrube besonders scharf heran. Der Erfolg blieb nicht aus. Wabra gewann zusehends an Selbstvertrauen und Sicherheit. Nach der allmählichen Ablösung Schaffers zeigte der ruhige und bescheidene Wabra in der Saison 1961/62 erstmals, dass er seinen großen Vorbildern im Club-Tor entsprechen konnte. Allerdings hatte der leidenschaftliche Autofahrer ein aufbrausendes Temperament und erreichte in seiner Laufbahn die für einen Torhüter respektable Anzahl von     3 Platzverweisen.

Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Die Pokalsieger-Elf von 1962
oben v.l.n.r.: Tasso Wild, Rolli Wabra, Richard Albrecht, Heinz Strehl,
Gustl Flachenecker, Nandl Wenauer, Paul Derbfuß, Helmut Hilpert;
unten v.l.n.r.: Kurt Haseneder, Steff Reisch, Kurt Dachlauer.


Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Nach dem Pokalsieg war erstmal feiern angesagt.
V.l.n.r.: Rolli Wabra, Richard Albrecht, Heinz Strehl,
Gustl Flachenecker, Nandl Wenauer und Steff Reisch

Im Europapokal-Hinspiel gegen Benfica Lissabon am 1. Februar 1962 war Wabra dabei. Das Rückspiel konnte er wegen einer Nierenquetschung nicht bestreiten, die er sich im Oberligaspiel gegen den VfB Stuttgart geholt hatte. Für ihn stand Ersatztorwart Strick zwischen den Pfosten. Das Spiel endete 0:6, doch Strick konnte man keinen Vorwurf machen.

Abbildung entnommen aus: 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Wabra ist machtlos gegen Hans Schäfers 1:0 im Meisterschaftsfinale 1962.
Der 1. FC Köln siegte schließlich mit 4:0.
Im Hintergrund Joe Zenger.


Abbildung entnommen aus: 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Hier das 4:0 durch Kölns Verteidiger Pott.
Diesmal ist es Wenauer, der nur noch zuschauen kann.

Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Im Europapokal-Rückspiel bei Atletico Madrid im Frühjahr 1963
versuchte der Club seinen 2:1-Vorsprung aus dem Hinspiel zu verteidigen.
Trotz prächtigen Einsatzes unterlag man schließlich 0:2 und schied aus.
Hier hechtet Wabra Madrids Stürmerstar Adelardo entgegen.
Rechts Helmut Hilpert und Gustl Flachenecker.

In der ersten Bundesligasaison 1963/64 musste im Spiel gegen 1860 München der junge Charly Ferschl beim Stand von 0:2 für ihn zwischen die Pfosten, weil er sich am Daumen verletzt hatte. Das Spiel endete schließlich 0:5.

Nach der Entlassung Herbert Widmayers geriet Wabra gleich mit dessen Nachfolger Jenö Csaknady aneinander. Davon berichtete Nandl Wenauer: “Zum ersten Male in unserer Laufbahn mussten wir sogar an einem Sonntag zum Training antanzen! ‘Am Sonntag?’ wollte sich Roland Wabra vergewissern. Da donnerte Csaknady auch schon zähnefletschend gegen ihn los: ‘Sie sind ein Profi! Sie haben zu tun, was der Verein von Ihnen verlangt. Wer bei mir 2000 Mark verdienen will, muss diesen Betrag bis zum Monatsende pfennigweise abarbeiten. Wenn wir Glückspilze wären, bräuchten wir nicht so viel zu schuften. Aber auf das Glück, meine Herren, ist kein Verlass. Wenn es zum Sieg beiträgt, Gras zu fressen, dann verlange ich von meinen Spielern, dass sie das Gras gleich büschelweise fressen.’”

Wenauer berichtete auch von einer lustigen Episode mit Roland Wabra, die sich unter Csaknady abspielte: “Je tiefer wir absackten, desto strenger wurde Csaknady. Dabei überspannte er den Bogen. Er führte ein, dass wir nicht nur die Woche über kaserniert wurden, sondern auch nach unseren Samstagsspielen nicht gleich nach Hause durften, wenn noch ein Mittwochspiel auf dem Programm stand. Ich erinnere mich an das 1:1 in Dortmund. Wieder wurden wir nach dem Spiel in dem Hotel der Westfalenhalle kaserniert. Es war bereits die dritte Woche fernab von Weib und Kind. Da verabredeten wir beim Abendessen, einmal die Fesseln zu sprengen. Wir vereinbarten, uns gegen 21 Uhr 15 demonstrativ bei Csaknady zum Schlafengehen zu verabschieden, aber um 23 Uhr uns wieder auf dem Hotelgang zu treffen. Den Ex-Dortmunder Franz Brungs heuerten wir als Fremdenführer an. Außerdem waren noch der Roland Wabra, der Heinz Strehl und ich dabei. Alw wir uns punkt 23 Uhr auf dem Hotelgang trafen, hatte ich Herzklopfen. Roland Wabra übernahm die Führung: ‘Im Keller wird schon ein Ausgang sein’, prophezeite er. Alles, was wir im Keller der Westfalenhalle vorfanden, waren labyrinthartige Gänge, nur kein Ausgang. Bei der Suche nach einem Ausgang gerieten wir so tief unter die Dortmunder Westfalenhalle, dass wir nicht einmal mehr den Weg zurück fanden, als wir uns entschlossen, unser Unternehmen abzubrechen. Zum Glück entdeckte Roland Wabra doch noch den Hinweis ‘Notausstieg’. Der Richtungspfeil zeigte um die Ecke, und wirklich: Es bot sich uns ein Notausstieg, allerdings durch einen Gully. Wir zwängten uns durch die Röhre. Aber als Roland Wabra den Gullydeckel hochdrückte, um Ausschau zu halten, blieb uns fast das Herz stehen. Der Notausstieg endete auf einem nahegelegenen Industriegelände, das sehr streng bewacht wurde. Ein Wärter mit Schäferhund war längst durch verdächtige Geräusche aufmerksam geworden. Als wir nacheinander aus dem Gully krochen, erkannte der Nachtwächter den Ex-Dortmunder Franz Brungs und auch uns sofort. Roland Wabra meisterte sofort die Situation. Er griff in die Tasche, holte ein Geldstück heraus und drückte es dem Nachtwächter in die Hand. ‘Opa, für 5 Mark bist du dabei’, erklärte der Roland, ‘lass uns nur hier geschwind heraus und wenn’s möglich ist, später auch wieder herein.’ Dortmunds Nachtwächter war gleich unser Verbündeter. Er öffnete uns nicht nur das verriegelte Fabriktor, sondern rief von seinem Pförtnerhäuschen aus noch ein Taxi für uns herbei. Um 0 Uhr 30 waren wir, wie vereinbart, wieder zurück, der Nachtwächter zur Stelle und Csaknady offenbar im Tiefschlaf, als wir durch den Gully und die labyrinthartigen Gänge zurück in unsere Zimmer schlichen. Am nächsten Tag schworen wir allerdings, solch ein Risiko nie wieder einzugehen. Hätte der Nachtwächter die Polizei alarmiert und Csaknady von dieser Eskapade Wind bekommen - wir wären sicherlich auf Nürnbergs Hauptmarkt verbrannt worden.”

In der Saison 1966/67 sorgte Wabra in der Partie gegen den FC Schalke 04 wiederum für Aufsehen, als er nach einer Fingerverletzung in der 48. Minute sein Tor verließ. Für ihn stellte sich Mittelfeldspieler Reinhold Adelmann zwischen die Pfosten. Wabra kehrte dann noch einmal für zehn Minuten zurück, ehe er endgültig auf die Position des Stoppers wechselte, wo er eine gute Figur abgab. „Auswechslung“ war damals noch ein Fremdwort. In derselben Saison flog er beim 2:2 in Düsseldorf nach einer Boxeinlage vom Platz und wurde für 2 Monate gesperrt. Max Merkel kommentierte dies mit den Worten: “Wir ohne Wabra - da kann ich nur sagen: Gute Nacht, meine Herren!” Doch Rückschläge fing Wabra mit seinem eisernen Willen immer wieder auf. Im Spiel gegen Frankfurt wurde er bei einer Abwehraktion hart attackiert und stand das Spiel benommen durch. Nach dem Abpfiff rief er bei seinen Mannschaftskameraden mit der wütenden Feststellung “Verdammt, dass wir dieses Spiel noch verloren haben!” Verwunderung hervor. Der Club hatte nämlich 2:1 gewonnen und Wabra hatte dabei die tollsten Bälle gehalten. Mit dem Krankenwagen transportierte man ihn in die Klinik, wo man eine schwere Gehirnerschütterung feststellte. Kein Wunder, dass er vom Spielverlauf nicht mehr viel mitbekommen hatte. Hinterher klagte er: „Ich kann mich an nichts erinnern. Das macht doch keinen Spaß, wenn man nicht weiß, worüber man sich freuen soll!“ Nach der Saison überlegte Max Merkel kurzzeitig die Verpflichtung eines international anerkannten Torwarts, verzichtete aber darauf, als ihm Wabra in die Hand versprach, sich hundertprozentig für den Club einzusetzen.

Zur Form seines Lebens lief Wabra in der Saison 1967/68 auf – der zehnten als Nummer eins im Clubtor. Damals holte er mit dem Club die neunte deutsche Meisterschaft. Obwohl er nie das Nationaltrikot trug, gehörte er zu den besten Torhütern der Bundesliga. Gefragt, vor welchem Bundesligastürmer er am meisten Respekt habe, erklärte er: „Eigentlich vor keinem, und wenn da einer wäre, dann würde ich es dem nicht gerade auf die Nase binden. Angst habe ich, ehrlich gesagt, nur, wenn Brungs und unsere anderen Stürmer mir im Training den Kasten vollhauen. Da bleibt kein Auge trocken!“ Der damals 32jährige wusste natürlich, dass er in seinem Alter mehr trainieren müsste, um fit zu bleiben. Dazu meinte er: „Ich hielte das nicht aus. Da gingen meine Nerven kaputt. So trete ich lieber im Training etwas kürzer und halte dafür im Spiel besser!“ 

Später in der Saison kam es zur sogenannten Wabra/Ferschl-Affäre. Sie begann damit, dass sich Schorsch Volkert ein neues Auto kaufen wollte. Das autohaus hatte vor, dazu aus Werbegründen einen großen Presserummel zu veranstalten. Also begleiteten Wabra und Ferschl ihren Kollegen. Die eingeladenen Journalisten waren jedoch nicht interessiert und erschienen einfach nicht. Der bereitgestellte Sekt wurde also von den verärgerten Autohändlern, die sich später damit brüsteten, den Clubberern einen Streich gespielt zu haben, indem sie in den Sekt schärfere Sachen gegossen hätten, an die Spieler ausgeschenkt. Wabra und Ferschl kreuzten jedenfalls kurz vor Trainingsbeginn mit verdächtig schwankendem Seemannsgang in einem Lokal am Valznerweiher auf. Dort aber saßen zufällig ein paar Sportjournalisten, die dem Clubtraining zuschauen wollten. Sie unternahmen jedoch nichts, als sie sahen, dass die beiden Sünder sich kaum auf den Beinen halten konnten. Clubkapitän Heinz Strehl kommentierte das hinterher so: „Was wäre denn dabei gewesen, wenn die Herren Journalisten die beiden gepackt, ein Taxi gerufen und sie nach Hause befördert hätten? Für die Fahrtkosten wären wir schon aufgekommen, und mit dem Trainer hätte sich die Sache in einer ruhigen und sachlichen Atmosphäre klären lassen. Doch so wurde ihm dann während des Trainings zugetragen, in welchem Zustand Wabra und Ferschl in der Umkleidekabine saßen. Kein Wunder, dass ihm der Kragen platzte. Wir waren jedoch wie vor den Kopf geschlagen, als Roland Wabra kurzerhand gefeuert werden sollte.“ Merkel war aufgebracht wie selten zuvor. Ein journalist des Sport-Magazins, der Merkel am selben Abend besuchte, schilderte die weiteren Vorkommnisse: „Wir saßen da und tranken Weinschorle, als Roland Wabra zur Tür hereinkam. Wie ein armer Sünder stand er da und schluckte die Vorwürfe des Trainers hinunter, der seine Entschuldigung überhaupt nicht anhören wollte. Max schrie nur immer: ‚Geh, i mag di nimmer seh’n!’ Wabra wankte zwar immer noch, aber er wich nicht von der Stelle. Seine Augen hingen wie gebannt an Merkels Glas. Schließlich kam es aus ihm heraus wie der Wunsch eines Kindes an den Weihnachtsmann: ‚Trainer, darf ich mal trinken?’ Damit war der Bann gebrochen.“ Sämtliche Nürnberger Spieler richteten in einer von Mannschaftskapitän Strehl überbrachten Petition an ihren Trainer die Bitte, er möge im Fall Wabra noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen. Nach der Sitzung des Disziplinarausschusses, der die beiden Übeltäter am nächsten Tag mit gesalzenen Geldstrafen davonkommen ließ, gab Merkel zu, dass er sich nach der treuherzigen Bitte Wabras nur mit Mühe das Lachen hatte verbeißen können: „Da kannst halt so einem Burschen nimmer bös sein, wenn du ihn sowieso magst.“

Als am vorletzten Spieltag durch einen 2:0-Sieg bei den Bayern die Meisterschaft bereits feststand, gab Wabra zu Protokoll: „Jetzt kommen aber auch die Pflichten im Europapokal. Hätten wir den Titel nicht errungen, hätte ich meine Laufbahn wahrscheinlich beendet. Doch davon kann jetzt nicht mehr die Rede sein, wo das große Geld winkt!“ Als alle auf den Erfolg anstießen, stand Cebinac als einziger todunglücklich abseits, weil er es Max Merkel nicht nachsehen konnte, dass er ihn ausgerechnet in diesem Spiel 25 Minuten vor Schluss gegen Starek ausgewechselt hatte. Zur Begründung sagte Merkel: „Auch Starek sollte am Meisterschaftskuchen teilhaben.“ „Ich bin traurig“, lautete Cebinacs Kommentar. Leupold und Strehl konnten ihn nicht dazu bewegen, in die Kabine zu kommen. Er hatte sich, getröstet von Bayerntrainer Cajkovski, in die Nähe der Bayernkabine zurückgezogen. Roland Wabra gelang es schließlich, ihn zur Mannschaft zurückzuholen, indem er ihn einfach in die Arme nahm und mit sich in die Kabine zog. Um die Proteste des Jugoslawen kümmerte er sich gar nicht: „Wer der Mannschaft mit zur Meisterschaft verholfen hat, der darf auch beim Feiern nicht fehlen!“ Auf der Heimfahrt von diesem Spiel meinte Luggi Müller im Spaß zu Wabra: “Prost auf die siebte Meisterschaft!” Wabra antwortete: “Du Säftl! Bei der achten war ich schon dabei, da hast du noch in die Windeln gekackt!”

Zu seinem Ärger kündigte ihm die Vereinsführung in der Abstiegssaison 1968/69 mehr als 5 Wochen vor Saisonende den Vertrag, woraufhin er einen Invaliditätsantrag stellte. Im Training hatte er ein halbes Jahr zuvor halbherzig nach einem Schuss von Luggi Müller gegriffen. Die zuerst kaum spürbaren Schmerzen wurden immer stärker, und erst fünf Wochen später wurde ein Bizepsabriss diagnostiziert. Schon der Saisonanfang war für ihn unglücklich verlaufen. Im ersten Spiel gegen Alemannia Aachen verschuldete er eines der vier Gegentore. Im zweiten Spiel gegen die Offenbacher Kickers wechselte ihn Merkel nach einem klaren Torwartfehler, der zum 0:1 führte, bereits in der 5. Minute gegen Rynio aus. Auf dem Titelblatt des Sport-Magazins konnte man neben dem Bild des in sich zusammengesunkenen Wabra die Schlagzeile lesen: „Das Ende einer Karriere?“ Nach Wochen des Schmorens setzte ihn Merkel im Europacup-Rückspiel bei Ajax Amsterdam wieder ein, doch bereits in der 13. Minute verletzte er sich und musste durch Rynio ersetzt werden.

Nandl Wenauer urteilte über seinen langjährigen Mannschaftskameraden: “Roland Wabra war für meine Begriffe jahrelang reif für das Tor der Nationalelf, doch fand er bei Sepp Herberger nie Berücksichtigung.”

Nach seiner aktiven Zeit arbeitete Wabra auch als Trainer. Unter anderem betreute er als Spielertrainer den SV Unterreichenbach. Das besondere dabei: Der ehemalige Klassetorwart spielte Halbstürmer oder gar Linksaußen. Wie man hörte, besaß er einen enormen Antritt, ein Gefühl für Flanken und einen “furchtbaren linken Hammer”.

Abbildung entnommen aus Club-Revue 10/78
Roland Wabra mit seinen Nachfolgern
anlässlich eines Club-Auftritts in Unterreichenbach:
links Manni Müller, rechts Gerhard Hummel
.

Roland Wabra war der Vater des späteren Club-Amateurs Klaus Wabra.

1994 kam er auf der A6 auf der Heimfahrt vom Valznerweiher nach Unterreichenbach ums Leben, als ihn ein Geisterfahrer rammte. Beide Fahrer waren sofort tot.